Das Projekt Blockchain Europe und seine Community sind facettenreich. Es gibt ganz unterschiedliche Perspektiven auf das Wissenschafts-, Anwendungs- und Arbeitsfeld Blockchain. Britta Scherer ist Managerin für Kommunikation und Community. In ihrem „Daily Business“ dreht sich alles um die Wissenschaftskommunikation rund um die Blockchain-Technologie. Aus welcher Sicht eine Kommunikationsexpertin auf das Thema blickt, verrät sie uns im Kurzinterview.
Blockchain Europe: Du trägst den Titel „Kommunikation und Communitymanagement“ im Projekt Blockchain Europe, vor welchen Herausforderungen stehst du in deinem Job?
Britta Scherer: Das Thema Blockchain ist nur schwer greifbar. Darüber hinaus sage ich immer, dass sich die Community in sogenannte „Blockchain Evangelisten“ und „Blockchain Agnostiker“ aufteilt. Außerhalb der Community gibt es viele, zumindest in Deutschland, die noch nie etwas von der Technologie gehört haben. Die Herausforderung ist es also, die Technologie und ihre Anwendungsmöglichkeiten einfach, prägnant und verständlich darzustellen und dabei sowohl die Newbies, als auch die Nerds abzuholen.
Blockchain Europe: Wie kann man diese Herausforderung meistern?
Britta Scherer: Das ist eine gute Frage! Viele Wegen führen nach Rom, den einen, einzig wahren gibt es da nicht. Aber was immer hilft, ist die bildhafte Sprache und das Runterbrechen zum Teil hoch wissenschaftlicher Inhalte.
Ich habe beispielsweise die Strategie „Kopfkino“ ins Leben gerufen. Fragen wir unsere Eltern, Großeltern, Nachbarn oder auch Freunde oder Kinder, verstehen letztendlich die wenigsten neueste Technologien. Das gilt übrigens auch für ältere „neue“ Technologien. Aber schauen wir uns die künstliche Intelligenz an, so kann gefühlt jeder etwas damit anfangen. Man denkt an diverse Kinofilme, menschenähnliche Roboter oder smarte und vernetzte Häuser. Man hat also direkt ein Bild im Kopf und deshalb ist einem die Technologie gar nicht mehr so fremd, obwohl kaum jemand die wissenschaftlichen und technologischen Zusammenhänge kennt. Das möchte ich für die Blockchain-Technologie auch schaffen.
LedgerMan ist der Anfang. Der Blockchain-Superheld im Comicformat nimmt uns mit auf seine Abenteuer und dabei lernen wir die Anwendung der Blockchain kennen. Das sind zwar keine Kinofilme, aber sie geben eine einfache Einführung in das Thema, eignen sich für Groß und Klein sowie für Anfänger und Fortgeschrittene.
Blockchain Europe: Verstehen deine Eltern seit der Veröffentlichung der animierten Filme, was du machst und was Blockchain ist?
Britta Scherer: (Lacht). Nein, aber sie haben eine grobe Vorstellung davon, was die Technologie kann und wofür man sie braucht. Meine Neffen fiebern der nächsten Staffel entgegen, meine Kolleginnen und Kollegen sprudeln vor Ideen für neue Folgen und unsere Community begleitet den Superhelden gerne auf neuen Abenteuern. So schnell lässt sich Kopfkino nicht umsetzen, aber der Anfang ist gemacht.
Blockchain Europe: Warum ein Comic?
Wie viele Digitalisierungs- oder IT-Themen, lässt sich Blockchain nur schwer bildlich darstellen – erschwerend kommt die Pandemie hinzu, seit über zwei Jahren kann ich keine Fotos von realen Terminen oder Demonstratoren machen. Schnöde Schmuckbilder mit futuristischen Hintergründen und Einsen und Nullen im Vordergrund oder das im Fall Blockchain beliebte Kettensymbol sind nur selten Eyecatcher. Also haben wir eine eigene Bildsprache und eine eigene grafische Welt erschaffen. Abgesehen davon kann keine andere Maßnahme tatsächlich alle unterschiedlichen Zielgruppen so abholen, wie ein Comic. In Schubladen gedacht – und ich darf das sagen, weil ich selber einer bin – lieben Nerds Comics. Das Comicheft wurde deshalb auch authentisch verschweißt in der Original Collector‘s Edition veröffentlicht – für den Sammelwert. Und nicht nur Kinder lieben animierte Filme. Die Gründe, warum die Simpsons oder die Minions auch bei Erwachsenen so beliebt sind, sind die versteckten Witze und Andeutung – der Bezug zu realen Ereignissen. In einem Comic darf die Welt auch mal schwarz-weiß sein und ein bisschen Humor eingebaut werden.
Blockchain Europe: Ein Comic und die dazugehörigen Animationsfilme sind ein sehr arbeitsintensives Vorhaben. Gibt es auch andere Möglichkeiten, wie man das Thema Blockchain kommunizieren kann?
Britta Scherer: Das Thema eignet sich, genauso wie alle anderen wissenschaftlichen Themen, für die meisten klassischen Maßnahmen. Werfen wir einen Blick in die Physik oder aber in den Maschinenbau, sind die Themen dort auch nicht schwerer, einfacher oder spezieller.
Grundsätzlich helfen Videos. Hier werden gleich mehre Sinne angesprochen, der konkrete Arbeitsgegenstand kann gezeigt werden und die Community kann die Menschen dahinter kennenlernen. Darüber hinaus sind Events ein ganz wichtiges Instrument. Menschen müssen miteinander in den Austausch kommen, von den Erfahrungen anderer lernen und Meinungen teilen können.
Manchmal hilft es auch gegen gängige Vorurteile anzugehen. Wir haben beispielsweise unsere Kampagne „Fake News“ gestartet. Vor allem im Internet kursieren diverse Vorurteile und Mythen zur Blockchain-Technologie, die sich auch hartnäckig in den Köpfen mancher Menschen manifestiert haben. Deshalb haben wir in kurzen und sachlichen Texten mit einigen Vorurteilen aufgeräumt.
Blockchain Europe: Womit kann die Blockchain Community in nächster Zeit noch rechnen?
Britta Scherer: Mit spannenden Events. Unser Blockchain-Praktiker, das Blended Learning Format, startet in die zweite Runde und unsere Meet-up Reihe geht im April weiter. Unsere Whitepaperreihe wird veröffentlicht. Und, kleiner Spoiler: Die zweite Staffel LedgerMan startet am 24. März. Nicht zuletzt gibt es neue Inhalte in unserer Rubrik „Machen“ auf der Blockchain Europe Website. Wir werden weitere Umsetzungsprojekte aus der Community vorstellen. Passend dazu gibt es dann auch wieder viele Videos auf unserem YouTube-Channel.
Hier geht’s zu LedgerMan
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Britta Scherer | Fraunhofer IML | britta.scherer@iml.fraunhofer.de | 0231 9743 413