Smart Contracts werden die Welt, wie wir sie kennen, verändern. Sie läuten den nächsten Schritt im Rahmen der Digitalisierung unserer Industrie ein. Von der automatisierten Bestellung, Buchung und Bezahlung, bis hin zu dem sich selbst steuernden Container in der Lieferkette – smarte Verträge machen es möglich. Bis diese Zukunftsvision Realität ist, sind allerdings noch einige Schritte zu gehen. Blockchain Europe testet aktuell unterschiedliche Frameworks und die Kompatibilität von Smart Contracts auf unterschiedlichen Blockchains mit dem Ziel, Templates als Open Source für Wirtschaft und Wissenschaft zur Verfügung zu stellen.
Eine Herausforderung bei der Realisierung und Verbreitung von Smart Contracts liegt in den unterschiedlichen Arten von Blockchains (sog. Blockchainframeworks): Smart Contracts sind nicht unmittelbar für verschiedene Blockchainframeworks nutzbar, d.h. die Kompatibilität ist derzeit noch stark eingeschränkt. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass für die Erstellung eines Smart Contracts eine gewisse Expertise in fachlicher, juristischer und technologischer Hinsicht vorhanden sein muss. Blockchain Europe testet deshalb aktuell unterschiedliche Frameworks entlang konkreter Use Cases und überprüft die Möglichkeiten, die Lösungsansätze kompatibel zu gestalten. Auf dieser Grundlage sollen dann bis zum Sommer 2022 erste Smart Contract Templates vorliegen und Open Source zur Verfügung gestellt werden. Mit diesen Templates soll die Ausgestaltung konkreter Smart Contracts für einen Anwendungsfall vereinfacht werden.
Viele Verträge existieren nur in Papierform oder bestenfalls als digitalisierte Dokumente (PDF) auf Servern und in Archiven. Je nach Fall sind die Einbindung von Notaren oder zumindest von Rechtsabteilungen notwendig. Vertragsabschlüsse sind in der Regel zeit-, ressourcen- und damit kostenintensiv. Wenn die Prozesse nun digitalisiert, automatisiert und sogar autonomisiert werden, entfallen Kosten und Intermediäre. Möglich machen sollen es Smart Contracts. Die sogenannten intelligenten Verträge sind keine Verträge im herkömmlichen Sinne, sondern programmierte Wenn-Dann-Beziehungen. Informationen und Unterlagen zu Transaktionen zwischen zwei oder mehreren Vertragspartnern können über Blockchain-Plattformen komplett digital ausgetauscht werden – barrierefrei, verschlüsselt, nicht manipulierbar und für alle Beteiligten nachvollziehbar.
Genau wie in der bisherigen Geschäftswelt gibt es in diesem Szenario aber nach wie vor viele unterschiedliche Formen von Verträgen, unterschiedliche Formen von Vertragspartnerschaften und unterschiedliche rechtlichen Rahmenbedingungen. Es gilt also mehrere Fragen zu beantworten: Wie kann ein Smart Contract erstellt werden? Welche Bestandteile sollte der Smart Contract beinhalten? Welches Framework bzw. welche Plattform ist für welchen Anwendungsfall geeignet. Genau diesen Fragen geht das Projekt Blockchain Europe aktuell nach.
Anhand unterschiedlicher Anwendungsfälle wird getestet, welche Plattform sich bei welchen Anforderungen besonders eignet. Im Fokus stehen beispielsweise ein offenes 3D-Druck Netzwerk, bei dem unter anderem auch private Anwender involviert sind, und ein Netzwerk für die Gefahrgutabwicklung, das aus einem definierten Kreis an Anwendern besteht. Auf dem Prüfstand stehen unter anderem die Frameworks Ethereum, Tendermint und Hyperledger Fabric. Im Sommer 2022 möchten die Expertinnen und Experten gerne ihre Ergebnisse veröffentlichen und dann Smart Contracts Templates, also Vertragsvorlagen, Open Source stellen. Ab dem kommenden Jahr können Unternehmen dann die passenden Verträge aus einer Bibliothek beziehen und auf der entsprechenden Plattform einsetzen.
Das Projekt Blockchain Europe ist grundsätzlich technologieoffen. Weitere Frameworks und Vorschläge aus der Community werden gerne aufgegriffen.