In unserer neuen Reihe „Blockchain in der Praxis“ zeigen wir Ihnen konkrete Anwendungsbeispiele für den Einsatz der Blockchain-Technologie auf. Begleiten Sie Unternehmen jeder Größe und aus unterschiedlichen Branchen auf ihrem Weg. Wir starten mit dem Beispiel „Blockchain soll im Tunnelbau zum Treiber für Prozessoptimierung werden“ der Unternehmen Kronhardt IT-Consulting und Syworkx aus unserem Blended-Learning Format „Blockchain Praktiker“.

Die Brüder Johann und Sergej Kronhardt beschäftigt die Prozess- und Qualitätsoptimierung durch Digitalisierung schon seit vielen Jahren: den einen als Transformationsberater auf Managementebene, den anderen als Software-Entwickler in der Plattformökonomie. Jetzt wollen die beiden ihre Expertise bündeln und haben sich dafür ein Feld ausgesucht, in dem die Blockchain und dezentrale Silicon Economy-Plattformen der Digitalisierung einen wesentlichen Schub geben könnten: den Tunnelbau.

Mit ihrer Vision, die Branche durch sich selbst verwaltende Maschinen ins digitale Zeitalter zu transformieren, haben sie bei ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern im mehrteiligen Blende-Learning-Seminar „Blockchain Praktiker“ von Blockchain Europe offene Türen eingerannt. Ihre Abschlusspräsentation stieß aber auch auf Interesse bei den Wissenschaftler/innen von Blockchain Europe am Fraunhofer IML.

Inzwischen haben Johann und Sergej Kronhardt mit Unterstützung aus dem Institut beim Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIDE) im Rahmen des Förderprogramms Mittelstand Innovativ & Digital (MID) erfolgreich einen sogenannten MID-Gutschein beantragt. Dieser wird die Brüder in die Lage versetzen, die Machbarkeit ihres Vorhabens gemeinsam mit den Blockchain-Experten des Instituts zu prüfen.

Im Gespräch mit Blockchain Europe verraten die Blockchain-Enthusiasten mehr.

Blockchain Europe: Herzlichen Glückwunsch dazu, dass Sie Ihr Projekt so konsequent weiterverfolgen!

Sergej Kronhardt: Wir freuen uns auch sehr, dass wir die Chance haben, als kleines Unternehmen in Gründung mit Experten aus der Wissenschaft zusammenzuarbeiten.

Blockchain Europe: Warum liegt Ihnen die Digitalisierung des Tunnelbaus gerade so am Herzen?

Johann Kronhardt: Die Digitalisierung hat inzwischen natürlich auch den Tunnelbau erreicht, aber noch nicht in dem Maß, wie wir das beispielsweise aus der Finanzbranche kennen. Dort ist die Blockchain längst ein Digitalisierungstreiber, im Tunnelbau jedoch immer noch fast ein Fremdwort. Mit unserer Vision setzen wir bei den Herstellern bzw. Vermietern von Tunnelbaumaschinen an. Ziel ist es, dass sich diese Maschinen – heute allesamt schon Hightech-Riesen, was Steuerung und Leistung angeht – künftig selbst verwalten, von der Disposition über die Wartung und Instandhaltung bis hin zur Abrechnung. Im Ergebnis lassen sich Kosten und Ressourcen einsparen sowie die Qualität baubetrieblicher Prozesse steigern.

Sergej Kronhardt: Dafür müssen Daten sauber zusammenlaufen und es braucht Transparenz. Blockchain ist aus unserer Sicht die geeignete Technologie, um die entsprechenden Transaktionen vertrauensvoll und transparent zu verifizieren – und das ganz ohne zentrale Instanz.

Blockchain Europe: Ihr Vorhaben klingt allerdings nach einem Mammutprojekt. Können Sie das als kleines Unternehmen überhaupt stemmen?

Sergej Kronhardt: Tatsächlich ist das eine große Aufgabe. Der Tunnelbau hat viele Akteure, die miteinander vernetzt werden können und müssen. Durch die Arbeit im Blockchain Praktiker haben wir jedoch eine Vorgehensweise entwickeln können, die unser Vorhaben handhabbar macht: Wir haben uns entschieden, zunächst eine blockchain-basierte Plattform aufzubauen, an die mit Sensoren ausgestattete Maschinen angebunden werden. Die Experten vom Fraunhofer IML haben uns bereits geeignete Apps und Schnittstellen vorgestellt, die wir perspektivisch einsetzen können.

Johann Kronhardt: Als Transformationsberater und Softwareentwickler befassen wir uns ja schon seit drei, vier Jahren sehr intensiv mit den Themen der digitalen Transformation. Der Blick auf den Tunnelbau erfolgte allerdings erst nach einem Kontakt zu einem Unternehmer aus der Branche. Als er uns erzählte, wie groß der Bedarf nach konkreten Lösungen für die Digitalisierung von Maschinen ist, war unser Interesse sofort geweckt. Die Teilnahme am Blockchain Praktiker hat uns da noch einmal auf ganz neue Ideen gebracht. Das Format an sich, die Aufteilung in Module und die Tatsache, dass man sich letztlich über einen Zeitraum von einem halben Jahr intensiv mit der Thematik befasst – all das hat uns wirklich weitergebracht.

Sergej Kronhardt: Spannend war es für uns auch, dass wir nicht nur über die Technologie an sich gesprochen haben, sondern dass Geschäftsmodelle immer mitgedacht wurden. Das war sehr praxisnah und ein großer Gewinn.

Blockchain Europe: Blockchain Europe ist ja ein Teil eines großen Ganzen: der Silicon Economy, eines dezentralen Plattformen-Ökosystems für die Logistik. Dahinter steckt eine europäische Open Source-Community, ein großes Netzwerk. Wie groß ist Ihr Interesse, sich dort zu engagieren?

Sergej Kronhardt: Ganz klar: Wir bleiben am Ball – auf Projektebene, aber auch auf Netzwerkebene. Gerade erst haben wir an einem Meet-up von Blockchain Europe teilgenommen, einem Veranstaltungsformat, das es uns ermöglicht, das „große Ganze“ noch besser zu verstehen …,

Johann Kronhardt: … aber auch unser Projekt mit weiteren Informationen zu hinterlegen. Im letzten Meet-up ging es beispielsweise um die Digitalisierung unserer Infrastruktur. Das hat uns noch einmal einen richtigen Motivationsschub gegeben.

Blockchain Europe hat den „Blockchain Praktiker“ erstmals im Sommer 2021 angeboten. Bei Interesse an dem Format melden Sie sich gerne bei Britta Scherer, E-Mail: britta.scherer@iml.fraunhofer.de. Kontakt zu Sergej Kronhardt können Sie jederzeit über LinkedIn, zu Johann Kronhardt über XING aufnehmen.

„Der Blockchain Praktiker hat es uns ermöglicht, unsere Ideen in einem größeren Kreis vorzustellen und mit Vertretern aus anderen Unternehmen auch aus anderen Branchen zu challengen.“

Johann Kronhardt