Der Transport von Gefahrgütern hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Auch in Zukunft ist mit einer steigenden Tendenz zu rechnen. Dabei unterliegen der Transport, die Lagerung und die Abwicklung von Gefahrgut strengen gesetzlichen Regularien und einer hohen Dokumentationspflicht. Eine Vielzahl an Kontrollorganen und Akteuren in der Supply Chain vom Absender über den Beförderer bis hin zum Empfänger sind involviert. Die Gefahrgutabwicklung ist also ein zum Teil komplexes Unterfangen. Eine Lösung könnte das elektronische Beförderungspapier sein und mittelfristig die durchgängig digitale Gefahrgutabwicklung mit Blockchain, so zumindest die Vision von Blockchain Europe.

„Gefahrgut wickelt man nicht mal eben ab!“, erklärt Giuseppe Perez, Teilprojektleiter Gefahrgut, Blockchain Europe. „Mit der wachsenden Globalisierung, komplexer werdenden Lieferketten und den zunehmenden rechtlichen sowie regulatorischen Anforderungen, steigen auch die Herausforderungen an Unternehmen, auf allen Ebenen der Logistik Regelkonformität zu gewährleisten. Dabei besteht nicht nur die Schwierigkeit, dass unternehmensinterne und -externe Compliance-Vorschriften effizient und effektiv umgesetzt werden sollten, es gilt auch unternehmensübergreifende Lösungen zu schaffen, die eine transparente, sichere und lückenlose Dokumentation ermöglichen.“

Deshalb arbeitet das Teilprojekt aktuell an der Umsetzung eines Assistenzsystems für eine durchgängig digitale Gefahrgutabwicklung. Im Fokus steht dabei die Blockchain-Technologie. Die Eigenschaften und Funktionalitäten der Blockchain bieten ein großes Optimierungspotenzial, um Gefahrgut-Prozesse zu digitalisieren und mithilfe von Smart Contracts zu automatisieren. Eine lückenlose und persistente Dokumentation des Prozessfortschritts wird somit sichergestellt.

„Die Technologie ermöglicht den vertrauenswürdigen, transparenten Austausch sensibler Daten und ein effizientes Gefahrgutmanagement in Übereinstimmung mit den rechtlichen und regulatorischen Bestimmungen. Es wird eine effizientere und papierlose Abwicklung ermöglicht, die einerseits Fehler bei manuellen Arbeitsschritten und andererseits Kosten für den administrativen Aufwand reduziert“, erläutert Giuseppe Perez. Kontrollen werden bei Gefahrguttransporten mit Blockchain deutlich vereinfacht durchgeführt. Alle am Gefahrgutprozess beteiligten Akteure, vom Beförderer bis zum Empfänger, haben Zugriffsrechte auf dieselben Informationen, transparent und sicher.

Auf dem Weg zur durchgängig digitalen Gefahrgutabwicklung haben die Wissenschaftlicher/innen ein neues Entwicklungsprojekt unter dem Namen „Dangerous – Digitalisierung und Automatisierung von Gefahrgut – Rechtskonform und Sicher“ gestartet. Ziel ist die Entwicklung eines neuen Sensor-Devices mit dazugehöriger Webapplikation. Über die Sensoren soll Tracking & Tracing von gefahrgutrelevanten Transportinformationen wie beispielsweise aktuellem Standort- und Temperatur, ermöglicht werden. Über ein Autorisierungsmodul werden die Zugriffrechte der Beteiligten Akteure geregelt und alle Informationen liegen jederzeit sicher vor.

Entwicklungsergebnisse werden im  agilen SCRUM-Prozess erarbeitet und sollen als Open Source zur Verfügung gestellt werden. Auch wenn das Projekt aktuell noch in der Konzeptionierungsphase ist, hat bereits ein Unternehmen Interesse für die Testphase angekündigt. „Auf der UnConference Blockchain Europe (27.-28. April 2021) haben wir das Vorhaben vorgestellt und ein Unternehmen möchte es in den laufenden Prozessen im praktischen Einsatz testen“, so Perez. In diesem Jahr soll der erste Prototyp vorgestellt werden.

Giuseppe Perez | Teilprojektleiter Gefahrgut | Blockchain Europe