Dr.-Ing. Maximilian Austerjost ist Projektleiter bei Blockchain Europe, dem Projekt zum Aufbau des Europäischen Blockchain-Instituts in NRW. In seinem Berufsalltag möchte er die Blockchain-Technologie in die breitere Anwendung bringen. Seine Sichtweise stellt er uns in der Reihe „Blockchain Perspektiven“ vor.

Blockchain, eine faszinierende Technologie mit dem Potenzial des Internets, in einer Vielzahl an Anwendungsbereichen als vernetzende Instanz eingesetzt zu werden. Überall dort, wo Daten einer Vielzahl von Partnern zugänglich gemacht werden sollen, spielt sie ihre Stärken aus: Transparenz und Integrität zwischen Partnern als Basis für Automatisierung und Digitalisierung.

Das Supply Chain Management im Allgemeinen und die Logistik im Besonderen sind prädestiniert für den Einsatz der Blockchain Technologie. Vertrauen in Partner, Prozesseffizienz und Produktivitätsgewinne stehen in Aussicht. Doch es waltet noch Vorsicht. Die Zugänglichkeit zur Technologie, Erfahrungen im Umgang mit ihr, wie auch nachgewiesene Einsatzpotenziale fehlen und halten Unternehmen dabei zurück auf die neue Technologie zu setzen.

Das sollten wir ändern! Die Blockchain-Technologie muss für die Logistik grundsätzlich erschlossen und so portioniert und zugänglich gemacht werden, dass sie für Jedermann genießbar wird: Das Rüstzeug in Form von Software und Hinweisen zu deren Einsatz sollten frei zur eigenen Nutzung und bedarfsgerechten Anpassung zur Verfügung gestellt werden. Unser Credo heißt also: Open Source.

Aus meiner Sicht sind für die Erfüllung des Vorhabens drei zentralen Leitlinien essenziell. Es muss eine konsequente Integration von Informations- und Finanzfluss in den Materialfluss stattfinden. Dazu muss verstärkt auf Komponenten gesetzt werden, die den Aufbau eines Financial Supply Chain Managements begünstigen. Die Stärken der Blockchain-Technologie werden so ideal herausgespielt, indem bspw. Vertragsinhalte in Netzwerken beschlossen und Finanztransaktionen bei Erfüllung von bestimmten Vertragsbedingungen selbständig ausgelöst werden. Open Source Komponenten bilden so ein Fundament zur Realisierung eventbasierter Zahlungsströme in großen Liefernetzwerken, Pay-per-Use-Geschäftsmodellen, wie auch shared warehouse- und shared production-Anwendungen.

In der Entwicklung von Open Source Komponenten sollte vor allem auf generische, wiederverwendbare Softwarekomponenten gesetzt werden. Auch wenn die Software im Kontext bestimmter Anwendungsfälle entwickelt wird, die Sicherstellung einer Adaption, d.h. die Wiederverwendbarkeit der entwickelten Software in anderen Anwendungsfällen, sollte forciert werden. Die Aufbereitung bestehender Software-Services als generische Softwarekomponenten ermöglicht eine weite Verbreitung in der Logistik und fördert Blockchain-basierte Prozesse.

Um diese universell einsetzbaren Open Source Komponenten tatsächlich in den Einsatz zu bringen, müssen sie erlebbar und testbar werden. Die Potenziale und Einsatzmöglichkeiten dieser Lösungen müssen in Showcases und Demonstratoren erlebbar und verständlich zugänglich sein. So erhalten auch Neulinge im Bereich der Blockchain eine Anlaufstelle, um sich von der Technologie und ihren Einsatzmöglichkeiten zu überzeugen.

Dr.-Ing. Maximilian Austerjost | Fraunhofer IML | maximilian.austerjost@iml.fraunhofer.de